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Farih - ein Welpe und sein Schicksal

Ein Bericht von Nina Schöllhorn, Tierärztin

Das Telefon klingelt. „Nina, ein Notfall“. Wie so oft. Wir sind am Packen, unser letzter Tag einer langen Kastrationsaktion in Slatina liegt hinter uns und in einer Stunde wollen wir uns auf den Weg machen. Kein besonders gutes Timing, doch das haben Notfälle meistens nicht. Von einem Hund mit luxiertem Bein ist die Rede.

Wenig später hält ein Auto, doch was aus dem Auto geholt wird, ist kein richtiger Hund, es ist ein winziges Bündelchen Fell. Ein Bein ist tatsächlich luxiert, das andere jedoch auch nicht in Ordnung und einen sehr besorgniserregenden Bauchbruch hat sie auch. Die tierliebe Dame hatte fürchterliches Winseln gehört und die Kleine in einem Zaun völlig verkeilt vorgefunden. Offensichtlich wurde sie ausgesetzt, versuchte sich vor den dort lebenden Hunden in Sicherheit zu bringen und zog sich dabei diese Verletzungen zu. So zumindest rekonstruiert die Dame den Vorfall.  Eine Handvoll Hund, der bereits Schreckliches erleben musste. In diesem Alter von der Mutter und den Geschwistern getrennt zu werden ist schon schlimm genug, doch ihre Verletzungen sind zusätzlich sehr bedenklich.
Ein Welpe im Alter von fünf Wochen ist sehr arbeitsintensiv, besonders wenn es einer alleine ist. Nicht nur ihre Verletzungen sind eine Bedrohung für ihr Leben, nein, auch die berühmten Infektionskrankheiten, vor allem Parvovirose, vor der wir uns alle fürchten. Ein Tierheim ist daher natürlich keine Option für ihre Unterbringung. Einige Minuten vergehen in denen mich große schwarze Augen ununterbrochen anschauen. Einige Minuten, in denen mir wiedermal bewusst wird, dass es für viele Lebewesen einfach keinen Platz auf dieser Welt zu geben scheint, da sie einfach nicht gewollt sind. Einige Minuten, in denen ich mir vor Augen halte, wie wichtig die nächsten freien Tage für mich sind um wieder Kraft zu schöpfen und ein kleiner Welpe dem nicht gerade zuträglich ist.  Als diese Minuten vorbei sind, greifen meine Hände automatisch nach dem kleinen Zwerg. Es gibt nur einen Platz für dieses kleine Häufchen Leben - und das ist bei mir Zuhause.

Während wir also mit der kleinen Farih an Bord von Südrumänien Richtung Norden fahren, muss ich immer und immer wieder daran denken, wie viele dieser kleinen Wesen sich in gerade diesem Moment in einer ähnlichen Notsituation befinden und nicht das Glück haben, gerettet zu werden, für die es tatsächlich keinen Platz gibt auf dieser Welt. Welpen werden geboren um zu sterben, Tag für Tag. Dieser Gedanke ist unerträglich. Dies ist der Antrieb für unser unermüdliches Arbeiten im OP, dies ist der Grund warum uns manche als besessen bezeichnen, da wir endlose Stunden operieren, Tag ein Tag aus. All diese kleinen chancenlosen Wesen haben wir stets vor Augen und sie lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Wir wollen, dass jeder geborene Welpe die Chance auf ein glückliches Leben bekommt!

Farih befindet sich nun also unter unseren schützenden Flügeln und das heißt, dass alles nur Mögliche getan wird, um ihr zu helfen. Zunächst stehen Parasitenbehandlungen und etwas später die Impfung an. Sie kann laufen, trotz ihrer beiden verletzten Hinterbeine. Alles an ihr ist krumm und schief, doch das stört die Kleine nicht. Sie ist guter Dinge, freut sich über leckeres Futter, mag es sehr zu kuscheln und folgt mir auf ihren wackeligen Beinchen schon kurze Zeit später auf Schritt und Tritt. Die notwendige Operation der Hernie ziehe ich so lange hinaus wie möglich, denn einen Welpen in diesem Alter zu operieren birgt ein großes Risiko. Schließlich meistert sie dann auch diese OP erstaunlich gut.

Farih wächst und gedeiht, sie spielt, erkundet die Welt und macht jede Menge Blödsinn. Sie fühlt sich geliebt und hat vergessen, dass sie einst ungewollt einfach weggeworfen wurde. Sie weiß nicht, dass sie immer etwas hinken wird, und das spielt auch einfach keine Rolle für sie. Sie weiß auch nicht, dass sie noch operiert werden muss, wenn sie alt genug und in Deutschland ist, denn zumindest eines ihrer Beine benötigt eine OP, um ihr ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen. Was sie auch nicht weiß ist, dass sie ihren endgültigen Platz im Leben noch nicht gefunden hat, denn wir sind noch auf der Suche nach einem Zuhause für sie. Ich habe jedoch keine Zweifel daran diesen Platz zu finden, denn ich weiß, dass es in Ihren Reihen genug Menschen gibt, für die ein wenig Hinken kein Hinderungsgrund ist, einen Hund ins Herz zu schließen. Oder vielleicht gerade dieses Hinken der Grund ist zu sagen: „Du hast bisher genug mitgemacht, jetzt soll es Dir an nichts mehr fehlen!“

Denn ist es nicht so? Ist nicht jedes Leben gleich viel wert? Egal wie klein, wie unscheinbar, wie gewöhnlich oder ungewöhnlich? Jedes Leben ist vollkommen und wir sollten alles uns mögliche unternehmen, um es zu schützen!
Eure Nina

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de