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Rumänien: Bals April 2019

Ein Bericht von Nina Schöllhorn | Tierärztin

Genau zehn Jahre ist es her, dass ich Balş zum ersten Mal betreten habe. Es war mein erster Einsatz in Rumänien damals und die Eindrücke aus dieser Zeit waren so prägend, dass mich speziell diese Region Rumäniens nie wieder losgelassen hat. Es folgten nach einigen sehr erfolgreichen Einsätzen schwierige Jahre. Besonders die neue Gesetzeslage rund um das Thema Straßenhunde machte vieles schwieriger. Kastrationsaktion können seit dem nur unter bestimmten, strengen Auflagen durchgeführt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden ist notwendig. Je nach dem, wie dort die Bereitschaft ist, können die Bedingungen geschaffen werden, auf die wir angewiesen sind um arbeiten zu können.

Dieses Jahr war es endlich so weit und wir konnten wieder in Balş arbeiten.
Das im vergangenen Jahren höchst problematische und tierschutzwidrige städtische Auffanglager war inzwischen umgebaut worden. Die Bedingungen dort sind inzwischen für rumänische Verhältnisse sehr gut. Wir fanden hervorragende Bedingungen für unsere Arbeit vor. Nach anfänglicher Skepsis uns gegenüber, wurde das Personal dort recht schnell mit uns warm und wir arbeiten dort in sehr angenehmer Atmosphäre. Alles lief reibungslos und wir freuen uns über eine rund um gelungene Aktion!
Mein Dank gilt besonders TASSO e.V., die das Projekt finanziert haben.

Während der Kastrationstage verlasse ich den OP Tisch so gut wie nie. Ich nehme am Geschehen vor dem OP jedoch Teil, anhand der Gespräche die ich verfolge. Eine Stimme war an jedem Tag sehr präsent und machte mir einen sehr engagierten Eindruck. Auf Nachfrage teilte man mir mit, dass es sich um eine Lehrerin namens Corina handle, die sich spontan angeboten hatte, Tiere abzuholen von Besitzern, die kein Auto haben. Da dies sehr viele sind, hatte sie alle Hände voll zu tun. Sie verteilte Flyer in der Bevölkerung und klärte unaufhörlich auf.
Nach der Aktion in Balş traf ich mich mit ihr zum Gespräch, da much die Sichtweise einer Einheimischen zum Thema sehr interessierte. Hier einige Auszüge aus unserem Gespräch:

Corinna, kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Antonie Corina Ionela. Ich lebe in Balş, Olt, Rumänien. Ich bin Lehrerin.

Du bist täglich in Kontakt mit dem Strassenhundproblem. Beschreibe bitte die Situation in Balş.
Die Situation ist in Balş, wie in vielen rumänischen Städten, sehr schwierig und enttäuschend. Menschen setzen ihre Tiere sehr oft aus und halten sich nicht an die Gesetze. Da die Gesetze nicht umgesetzt werden, existieren Vorschriften zum Schutz der Tiere nur auf dem Papier. Ich habe Tiere ausgesetzt im Wald gefunden, fern jeder Zivilisation und ohne jede Chance Futter oder Wasser zu finden. Es mangelt an Bildung und Information. Viele Menschen scheinen nicht zu verstehen, dass das Kastrieren der Haustiere inzwischen verpflichtend ist.

Was ist deiner Meinung nach die Hauptursache für die Straßenhundproblematik in Rumänien?
Mangelnde Bildung und Armut sind die Hauptursache. Die Kastrationsaktion in Balş war eine große Hilfe. Vielen Dank an dich Nina und deinen Kollegen.

Siehst du eine Lösung für die bestehenden Probleme?
Es müsste dringend das Gesetzt angewendet werden. Tiermissbrauch müsste verfolgt werden. Und Ihr müsstet regelmäßig hier herkommen um zu kastrieren.

Hast du die Möglichkeit deine Schüler zu beeinflussen in Richtung Verantwortung und Mitgefühl?
Ich versuche meinen Teil zu tun. Ich spreche mit den Schülern über die Vorteile der Kastration und habe in der Bevölkerung Eure Flyer verteilt, damit sie sich über das Thema Kastration informieren können.

Was sind deine Wünsche für die Zukunft?
Ich wünschte mir, die Menschen wären empathischer und würden verstehen, dass Tiere Gefühle haben und genau wie wir Hunger, Durst und Kälte empfinden. Leider können sie ihre Gefühle nicht durch Worte ausdrücken.

Vielen Dank Corinna. Ich hoffe, wir sehen uns im Herbst in Balş!